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Informationen zur Forschung

Unter der Rubrik Psychoanalyse als Psychotherapie(wissenschaft) werden Sie über die Psychoanalyse als klinische Forschungspraxis informiert, deren wissenschaftlich gut untersuchte Wirkung zur Entwicklung einer psychoanalytischen Psychotherapiewissenschaft geführt hat.

Im Abschnitt Psychoanalyse als Wissenschaft wird die Entwicklung des sich aus verschiedenen klinischen Konzepten zusammensetzenden Theoriegebäudes der Psychoanalyse skizziert, aus der sich eine entsprechende Entwicklungspsychologie, Persönlichkeitstheorie und Kulturkritik entwickelt hat. Abschließend wird beschrieben, wie man das Missverstehen von Freuds Texte vermeiden und zu einer angemessenen Lektüre seiner Texte gelangen kann.

Unter der Rubrik Psychoanalyse als Sozialwissenschaft wird umrissen, wie die am Frankfurter Institut für Sozialforschung entwickelte Kritische Theorie Freuds Kulturkritik dazu genutzt hat, um die sozialpsychologische Frage empirisch zu untersuchen, wie die Nationalsozialisten durch das Wecken von Vorurteilen und Hass viele Bürger der Weimarer Republik für eine irrationale Rassen- und Kriegspolitik einnahmen.
Sodann wird skizziert, wie die Psychoanalyse in der Medizin als „Naturwissenschaft vom Seelischen“ missverstanden wurde. In der Tradition der Kritischen Theorie wird die Psychoanalyse dagegen als Sozialwissenschaft verstanden, in welcher der Analytiker den verborgenen Sinn der Erzählungen der Analysandin zu verstehen sucht. In seinen methodologischen Beiträgen zur Psychoanalyse hat Alfred Lorenzer herausgearbeitet, dass der Analytiker eine Methode der „Tiefenhermeneutik“ praktiziert.

Unter Tiefenhermeneutik wird im engeren Sinne die Methodologie und Methode der psychoanalytischen Kultur- und Sozialforschung beschrieben, die Lorenzer anhand von literarischen Texten entwickelt hat. Die Gefahr, kulturelle und soziale Phänomene zu psychologisieren und zu pathologisieren, lässt sich nur dadurch vermeiden, dass man zwar auf die psychoanalytische Verstehensmethode zurückgreift, sie aber dem jenseits der Couch gelegenen Forschungsgegenstand entsprechend modifiziert. Welche Regeln bei der tiefenhermeneutischen Interpretation kultureller und sozialer Phänomene einzuhalten sind, habe ich in verschiedenen Aufsätzen eingehend untersucht.

Unter der Rubrik Meine Forschungen führe ich aus, wie ich die von Lorenzer anhand von Literaturinterpretationen entwickelte Methode tiefenhermeneutischer Kulturanalyse auf andere Forschungsfelder angewandt habe. Mit dieser Methode lassen sich nicht nur fiktive Protokolle wie literarische Texte, Filme und Gemälde interpretieren. Vielmehr ist die Tiefenhermeneutik auch dazu geeignet, um natürliche Protokolle wie narrative Interviews, Gruppendiskussionen, Schulstunden oder auch psychotherapeutische und psychoanalytische Prozesse zu rekonstruieren. Die theoretische Auswertung der materialen Analysen hat unter anderem zur Rekonstruktion eines die Gegenwart zusehends beherrschenden postmodernen Autoritarismus geführt. Zudem hat meine Weiterentwicklung der Methodologie und Methode gezeigt, in welchem Verhältnis die tiefenhermeneutische Kulturforschung zu anderen sozialwissenschaftlichen Konzepten steht.